Einer der ersten Partner von SAVE ist das Stadtmuseum Borna. Ihm verdanken wir ein filmisches Kleinod, das eine Zeitlang Klassenältester des Digitalisierungsprogramms war: den Werbefilm der Konditorei und des angeschlossenen Konzertkaffeehauses von Robert Haussmann. Im vergangenen Jahr war der Streifen von 1926 einer der Stars einer Live-Vertonung mit DJ D’dread im Leipziger Werk 2.
Die aktuellen Neuzugänge aus Borna sind aber deutlich jüngeren Datums. Es handelt sich dabei zum einen um VHS-Kassetten aus den 1990er Jahren mit Fernsehbeiträgen aus der Region, die teilweise gut die Schwierigkeiten der unmittelbaren Nachwendezeit in Erinnerung rufen. Zum anderen ist nun aber auch analoges Filmmaterial, unter anderem aus den 1950/60er Jahren aus Borna, einer Kleinstadt bei Leipzig, in der SLUB-Mediathek abrufbar. Einer der Hobbyfilmer aus dieser Zeit war Helmut Schmidt (nicht der Bundeskanzler), der auch ein begeisterter Sportfischer war: Er dokumentierte eine Vielzahl von Angelwettbewerben, bis hin zur Weltmeisterschaft von 1961. Bei letzterer wurde Schmidt nebenbei noch Weltmeister im Friedfisch-Mannschaftskampf und Vizeweltmeister in der Einzelwertung.
Aus der gleichen Zeit stammen die Wochenschauen des „Geithainer Rundblick“. Dahinter stand ein Kollektiv von Amateurfilmer:innen, die nicht nur die Fortschritte beim Aufbau des Sozialismus, sondern auch das Alltagsleben im Leipziger Land um 1960 zeigten.
Das Interessante dabei: Kurz darauf verschwanden die Mitglieder der Crew offenbar von der Bildfläche und auch heute kann sich scheinbar niemand in Geithain an die Macher:innen erinnern. Es wird vermutet, dass sie 1961 kurz nach dem Mauerbau in den Westen geflohen sind. Die bereits in der Mediathek vorhandenen Filme aus Geithain wurden nun um weitere Digitalisate ergänzt, demnächst folgen noch separate Tonspuren, die leider keinem der erhaltenen Filme zuzuordnen sind.
Ebenfalls ergänzt wurde ein Konvolut aus den Beständen des Tanzarchivs Leipzig. Ein großer Teil des Materials spiegelt die Geschichte des – teilweise ideologisch überformten – (Volks-)Tanzes in der DDR und in deren „sozialistischen Bruderstaaten“ wider. Darunter befinden sich auch ethnografisch wertvolle Aufnahmen aus den 1970er Jahren von der deutschen Minderheit in Ungarn.
Im Bereich Ausdruckstanz stellen die Dokumentarproduktionen aus der Dresdner Palucca-Schule, in denen Gret Palucca selbst ihr künstlerisches und pädagogisches Konzept gemeinsam mit ihren Schüler:innen veranschaulicht, ein äußerst beeindruckendes Zeitzeugnis dar. Aus urheberrechtlichen Gründen sind Teile dieses Bestandes bisher leider noch nicht online, sondern nur an den Sichtungsplätzen der SLUB-Mediathek einsehbar.
Weitere Neuzugänge und ergänzte Konvolute im Landesprogramm SAVE:
Filme aus dem Museum der Stadt Lichtenstein (1926-1965)
Filme der Familie Kotte (1939-1963)
Privatfilme der Familie Rössler (1955-1961)
Filme und Töne aus dem Stadtarchiv Annaberg-Buchholz (1936-2004)
Filme aus den Technischen Sammlungen Dresden (um 1916-1937)
Filme aus dem Stadtmuseum Dresden (1940/41)
Filme und Töne aus dem Deutschen Hygiene-Museum Dresden (1957-1993)
Was bei der Fokussierung auf Visuelles immer ein bisschen unterzugehen droht: Im Rahmen von SAVE werden auch reine Audioaufnahmen für die Nachwelt erhalten und diese zugänglich gemacht. Das analoge sächsische Ton-Erbe ist mehrheitlich auf Magnetband überliefert, ein Medium, das die meisten von uns zumindest noch vom Hörensagen kennen.
Fast völlig in Vergessenheit geraten ist demgegenüber die Selbstschnittfolie und -platte, die vor der Verbreitung des Tonbandes im Heimbereich (seit den frühen 1950er Jahren) in Deutschland ein zentrales Speichermedium für private Audioaufzeichnungen gewesen ist. Dass einige Enthusiasten mit diesem Medium auch dann noch experimentierten, als es schon weitgehend obsolet geworden war, beweist eine Aufnahme aus den Technischen Sammlungen Dresden. Darauf ist der Hit „Voyage, voyage“ von Desireless aus dem Jahr 1986 zu hören – in dieser Form nun auch erstmalig in der Mediathek der SLUB.
Das Landesprogramm zur Sicherung des audio-visuellen Erbes in Sachsen (SAVE) ist ein Gemeinschaftsprogramm der SLUB Dresden und dem Filmverband Sachsen, es wird finanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
Quelle: SLUBlog, blog.slub-dresden.de/beitrag/2024/8/6/save-neuzugaenge