Sachsen sei gar kein Königreich, sondern „eine Einsiedelei“, so spottete die französische Gesandtschaft in Dresden am Vorabend der Revolution 1830/31 angesichts der Machtfülle, die sich Detlev von Einsiedel während seiner Zeit als Kabinettsminister seit 1813 erworben hatte. Tatsächlich wurde der am 12. Oktober 1773 in Wolkenburg geborene Graf in weiten Teilen der sächsischen Öffentlichkeit als der eigentliche Lenker des Staates und als Symbolfigur der Restauration angesehen. Dem streng konservativen, letztlich zur politischen Erstarrung führenden Kurs der „Ära Einsiedel“ steht die Innovationsfreude des Ministers als Eisenhüttenunternehmer und seine Förderung des Kunstgusses entgegen. Ohne ihn hätte wohl weder Dresden sein Standbild Carl Maria von Webers noch Worms sein Lutherdenkmal erhalten. Ohne sein Engagement für technische Bildung reichten die Anfänge der TU Dresden wohl kaum bis 1828 zurück. Als führender Akteur der sächsischen Erweckungsbewegung beförderte er Einrichtungen der kirchlichen Erneuerung und der Volksmission, wie die Sächsische Bibelgesellschaft.
Pünktlich zum 250. Geburtstag Einsiedels erscheint in der „Grünen Reihe“ des ISGV ein neues Buch über Einsiedel von Michael Wetzel. Auch die Biografie des Monats Oktober erinnert an einen Politiker, Industriepionier und tätigen Christen, der zu den prägendsten Gestalten der sächsischen Geschichte des 19. Jahrhunderts gehört.
- Artikel zu Detlev von Einsiedel in der Sächsischen Biografie
- Literatur von und über Detlev von Einsiedel in der Sächsischen Bibliografie
(Autoren: Michael Wetzel und Joachim Schneider)