Die Redewendung „mit Brief und Siegel“ signalisiert bis heute Glaubwürdigkeit und verweist auf zwei Formen historischer Überlieferung: Urkunden und Siegel. Wer diese und andere Quellen angemessen interpretieren will, greift auf die Methoden der Historischen Hilfswissenschaften zurück. Um 1900 herum wirkte in Sachsen am Hauptstaatsarchiv Dresden ein namhafter Vertreter dieses Faches: Otto Posse. Von dem bekannten Verfassungshistoriker Georg Waitz in Göttingen promoviert, wirkte Posse seit 1874 in Dresden und stieg bis zum Archivdirektor auf. In dieser Zeit hat er für die Siegelkunde wie auch als Urkundeneditor Bahnbrechendes geleistet. Unter anderem stellte er in mehrbändigen Tafelwerken die Siegel der deutschen Könige und Kaiser bis zum Ersten Weltkrieg sowie die Siegel der Wettiner und des wettinischen Adels zusammen. Der „Codex diplomaticus Saxoniae regiae“, das sächsische Urkundenbuch, verdankt ihm die dreibändige Edition der landesherrlichen Fürstenurkunden bis 1234. Sie bildet bis heute die Grundlage aller landesgeschichtlichen Forschung zum mitteldeutschen Raum im hohen Mittelalter. In Dresden wurden „Briefe und Siegel“ also zur Lebensaufgabe des vor 175 Jahren geborenen Otto Posse.
- Artikel zu Otto Posse in der Sächsischen Biografie
- Literatur von und über Otto Posse in der Sächsischen Bibliografie
Die Sächsische Biografie ist ein Projekt des Instituts für Sächsische Geschichte und Volkskunde (ISGV).
(Autor: Christian Schuffels)