Im Alter von 18 Jahren begann der Dresdner Bankangestellte Louis Lesser im Jahr 1833 Tagebuch zu führen. Erst 1996 sollten die Aufzeichnungen des jungen Mannes jüdischer Herkunft in einem Familiennachlass in Vancouver (Kanada) entdeckt werden, 2011 wurden sie schließlich veröffentlich. Bereits als Jugendlicher hatte Lesser im Bankhaus des jüdischen Gemeindeältesten Mendel Schie gearbeitet, bis 1870 stieg er zum Mitinhaber der Bank auf. In seinem Tagebuch hielt Lesser seine beruflichen Erfahrungen fest. Viel genauer beschrieb er jedoch seine Freizeitvergnügungen. Konzerte, Museumsbesuche, Spaziergänge im Großen Garten, Kartenspiele mit seinen Freunden – Louis Lessers kostbares Tagebuch gewährt seltene Einblicke in die kulturelle Lebenswelt eines jungen jüdischen Mannes im Dresden der 1830er Jahre. Die Aufzeichnungen, die bis zum Jahr 1837 reichen, zeigen ihn auch als aktives Mitglied der damals noch kleinen jüdischen Gemeinde. Bis zu seinem Tod spielte Lesser, der dort verschiedene Ämter innehatte, eine wichtige Rolle im jüdischen Leben der Stadt. Sein Sohn Oskar trat in seine Fußstapfen und wurde ebenfalls Bankier.
Mit einem neuen Artikel des Tagebuch-Herausgebers Christopher R. Friedrichs erinnert die Sächsische Biografie an den Bankier und Tagebuchautor.
- Artikel zu Louis Lesser in der Sächsischen Biografie
- Literatur von und über Louis Lesser in der Sächsischen Bibliografie
Die Sächsische Biografie ist ein Projekt des Instituts für Sächsische Geschichte und Volkskunde (ISGV).
(Autorin: Dörthe Schimke)